Dienstag, 16. Januar 2007

Keine Chance? Oder etwa doch?

Seit der schrecklichen Diagnose "Darmkrebs" bei meinem Vater sind über drei Jahre vergangen. In diesen Jahren musste er einige Operationen über sich ergehen lassen. Viele Chemotherapieanwendungen. Und das obwohl er mit seinem Schlaganfall im Juli 2000 ohnehin schon genug bedient ist. Damals wurde er eines Samstags einfach so aus dem aktiven Lebensgeschehen gerissen. Ruhiggestellt sozusagen. Die darauf folgende Zeit war sehr schwer für uns alle. Aber nach und nach kamen wir immer besser damit klar. 2003 hab ich meine Süße geheiratet. Da hat mein Vater das Brautpaar chauffiert. Mit nem riesen Hochzeitsstraus auf der eigens umgebauten Limousine. Das war wundervoll.

Aber schon einige Monate danach, war nichts mehr wie früher. Magen- und Darmprobleme sowie Blut im Stuhl brachten den einst so harten Mann dazu, den Hausarzt aufzusuchen. Der wiederum fackelte nicht lange und überwies ihn direkt an einen Internisten. Die endoskopische Untersuch brachte leider die böse Gewissheit. Darmkrebs. Rektumkarzinom. Tja, was soll ich machen. Diese Diagnose wurde mir von meiner Mutter am Telefon mitgeteilt. Am Geburtstag meiner Frau. Da wars dann schon passiert. Das unmöglich geglaubte war plötzlich da.

Und seit diesem Zeitpunkt ging alles Schlag auf Schlag. Ich hab mich umgehend darum bemüht, einen Platz in der Erlanger Uniklinik zu bekommen. Das lief wunderbar. Da hatten wir auch Glück. Ich hab dort angerufen, den Sachverhalt geschildert und am selben Tag noch, hatten wir meinen Vater in der Klinik. Gut so, denn einen Tag später sollte es zu Blutungen kommen, die - sofern sie zu Hause bei meinen Eltern passiert wäre - nur zu Chaos geführt hätten. So war er gleich versorgt, eine Notoperation.

Das ging sehr schnell und man hat ihm damals ein Stoma verpasst. Leider habe ich auf den ganzen Arztberichten gelesen, dass der Tumor eben schon gestreut hätte. Eine Leberoperation war notwendig. Die Galle wurde ihm auch herausgenommen. Und diese ganzen Eingriffe, das alles nach dem Schlaganfall? Wie würde er das wegstecken? Würde er das alles überleben? Ich war mir immer sicher, aber ein wenig Angst hatte ich schon.

Relativ kurze Zeit nach den Eingriffen, gings dann auch weiter mit der Bestrahlungstherapie der Primärtumorregion. Das hat er durchgezogen, das waren sechs Wochen, die wir durchgezogen haben. Das ist ohne Nebenwirkungen, von der Hautrötung abgesehen, verlaufen.

Weiter gings mit Chemotherapie. Nach dem ersten Zyklus wurde eine CT gemacht. Es hieß, alles sauber! Die Metastasen, die sich mittlerweile nur noch in der Lunge aufgehalten hatten waren weg. Wie weggeblasen. Ich habe geweint vor Freude. Ich war so stolz auf meinen Vater!!

Aber leider kam es anders. Eine weitere Kontroll-CT einige Zeit später zeigte, dass die Rundherde wieder aufgetreten sind. Und das ganze Kartenhaus ist in sich zusammengestürzt. Seither gab es immer wieder ein auf und ab der Tumormasse. Auch wurde die Therapie umgestellt. Aber es scheint kein Mittel in Sicht zu sein, was diesen Mann heilen könnte. Zwischenzeitlich hatte man ihm das Stoma wieder entfernt. Wieder etwas mehr Freiraum. Eine schöne Sache. Dennoch!! Der Krebs war immer noch da. Er ist es immer noch.

Seit der Entfernung des Stoma hatte mein Vater immer Probleme mit der Verdauung. Bis letzten Freitag. Er hatte die ganze Zeit über Weihnachten und Neujahr die Zähne zusammen gebissen, die Schmerzen wurden immer schlimmer. Man hat ihm dies auch angesehen, er hatte eine insgesamt sehr verzerrten Gesichtsausdruck. Letzte Woche hatte er es dann nicht mehr ausgehalten und ist nach einer verdammt schlimmen Nacht ins Krankenhaus gegangen. Dort hat man ihn behalten und er wurde glücklicherweise am vergangenen Freitag operiert.

Kaum operiert und aufgewacht, ging es ihm wie ausgewechselt. Am Samstag drauf war ich bei ihm im Krankenhaus und er war so ruhig und friedlich und hatte keine Schmerzen mehr. Die Operation ist auch gut verlaufen, ohne komplikationen. Wir sind alle heilfroh, dass es ihm wieder besser geht. Man muss auch sagen, dass er durch diese Probleme weder richtig essen noch schlafen konnte. Und das ist bei anhaltender Chemotherapie absolut schlecht.

Er musste also vor dem Eingriff 4 Wochen ohne Chemo bleiben und jetzt nach dem Eingriff weitere vier Wochen. Was bedeutet das im Hinblick auf seine Metastasen? Wie wird das Enden?
Gibt es vielleicht doch ein Wunder? Trotz allem hat er alles weggesteckt, vielleicht auch den Krebs? Ich wünsche uns eine Chance.

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